Der Übergang von einem zunächst noch harmlosen Spielverhalten zur Spielsucht ist relativ fließend und wird von den Spielenden oft gar nicht wahrgenommen. Da zunächst keine äußerlichen Veränderungen erkennbar sind, ist es auch für Außenstehende sehr schwierig einzuschätzen, ob und wann eine Sucht entsteht. Verschiedene Verhaltensweisen können jedoch Hinweise für ein pathologisches Spielen sein. Dazu zählen:
Spielsucht erkennen – der Betroffene
- vernachlässigt ohne ersichtlichen Grund sein Umfeld und hat sehr oft keine Zeit
- leiht sich häufig Geld innerhalb der Familie oder dem Freundeskreis
- leidet unter Stimmungsschwankungen und ist unzuverlässig
- belügt sein Umfeld, um so sein Spielverhalten geheim halten zu können
- macht den Eindruck, als würde er etwas verheimlichen
Welche Symptome weisen auf mögliches Suchtverhalten hin?
Für die Betroffenen selbst können folgende Symptome auf ein mögliches Suchtverhalten hinweisen:
- Das unwiderstehliche Verlangen immer wieder spielen zu müssen
- Verlust der Kontrolle, der Süchtige kann nicht mehr aufhören zu spielen
- Die gewünschte Erregung kann nur durch immer höher Einsätze erreicht werden
- Wird das Spielen eingeschränkt, treten Gereiztheit und Unruhe auf
- Der Missbrauch wird fortgesetzt, obwohl die Folgeprobleme bekannt sind
- Hoher Zeitaufwand für die Beschaffung von Geld und die Planung von Spielunternehmungen
- Beschaffungskriminalität: Die Betroffenen versuchen, auch auf illegalem Weg zu Geld zu kommen
Darstellung der Glücksspielsucht auf Basis eines Phasenmodells
Die Glücksspielsucht kann auch anhand eines Phasenmodells dargestellt werden, wobei die einzelnen Phasen einen fließenden Übergang aufweisen oder für jeden Betroffenen auch unterschiedlich verlaufen können. Im Anfangsstadium oder der Einstiegsphase werden Glücksspiele noch positiv erlebt, man erzielt größere oder kleinere Gewinne, die das Selbstvertrauen stärken und ein Glücksgefühl hervorrufen. In dieser Phase ist das Glücksspiel noch eine reine Freizeitbeschäftigung, es wird noch ohne größeres Risiko gespielt. Schließlich werden die ersten Kontakte in der Spielerszene geknüpft und die Besuche in Spielbanken oder Casinos steigen an. Die Einstiegsphase geht fließend in die Verlustphase über. Die Spieler investieren immer mehr Zeit und Geld, Verluste sollen durch intensives Spielen ausgeglichen werden, wodurch ein Teufelskreis entsteht.
Das Kapital für weitere Spiele wird bei Familie oder Freunden besorgt, die Arbeit und das Privatleben werden zunehmend vernachlässigt. In der dritten Phase oder dem so genannten Suchtstadium wird bewusst gespielt, um Probleme und negative Gefühle zu vergessen. Es kommt zum Kontrollverlust, die Spieler lügen, um die entstandenen Verluste zu erklären. Entzugserscheinungen wie Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen oder Konzentrationsprobleme treten auf. Geld wird auch auf kriminelle Art und Weise besorgt, werden große Geldsummen verspielt, kommt es zu Selbstmordgedanken und Schuldgefühlen. Abstinenzphasen sind kaum noch möglich, denn bereits nach einigen Tagen werden die Betroffenen rückfällig. Ein großes Problem ist, dass sich die „Karriere“ eines Glücksspielers sehr lange hinzieht und oft meist erst nach durchschnittlich drei Jahren erkannt wird.
Wie erkennt man den Schweregrad der Spielsucht?
Darüber hinaus wurden auch zahlreiche Instrumente entwickelt, die bei der Diagnostik sowie der Erfassung des Schweregrades einer Spielsucht eingesetzt werden. Als Vorläufer der Screeningverfahren werden die so genannten „20 Questions“ angesehen, die von der Selbsthilfegemeinschsaft Gamblers Anonymous entwickelt wurden. Mit Hilfe dieser Selbstdiagnose kann der Spieler Fragen zu spezifischen Merkmalen beantworten, dazu gehören beispielsweise:
- familiäre Konflikte, Versäumen der Arbeit
- Schuldgefühle und Schlafstörungen
- Jagd nach einem Verlustausgleich
- Kreditaufnahme und Beschaffungsdelikte
- Flucht vor Problemen
- Glücksgefühle, die durch das Spielen ausgelöst werden
Werden sieben von zwanzig Fragen mit Ja beantwortet, so kann eine Spielsucht vorliegen. Ein weiterer Fragebogen wurde von Lesieur und Blume (1987) erarbeitet, der sich an den Kriterien des DSM-III orientiert und vor allem im englischen Sprachraum Anwendung findet. Für den deutschsprachigen Raum steht unter anderem ein „Kurzfragebogen zum Glücksspielverhalten“ (KFG) von Petry und Baulig (1995) zur Verfügung, mit dem sich der Schweregrad der Sucht differenzieren lässt.