Das Spielen stellt seit den Anfängen der Menschheit ein grundlegendes Element der sozialen und individuellen Reifung dar. Im Rahmen dessen entwickeln Kinder beispielsweise ihre Kreativität und Selbständigkeit, während Erwachsene eine Möglichkeit finden, sich Distanz zum Alltag zu verschaffen. Im Gegensatz zu dieser zweckfreien Tätigkeit ist bei Glücksspielen ein äußerer Anreiz gegeben, das heißt, man spielt um Geld, mit dessen Einsatz eine gewisse Gewinnerwartung bzw. ein Verlustrisiko verbunden ist.
Der Beginn einer Spielsucht ist häufig schleichend. Das gelegentliche Spielen wird zunächst häufiger und intensiver, bis es schließlich außer Kontrolle gerät. In solchen Fällen ist es wichtig, frühzeitig eine Therapie bei Spielsucht in Anspruch zu nehmen, um das Fortschreiten der Sucht zu verhindern und den Betroffenen durch gezielte Selbsthilfemaßnahmen zu unterstützen.
Was versteht man unter Spielsucht?
Die meisten Menschen betrachten Glücksspiel als Unterhaltungsform. Dabei verlieren einige die Kontrolle und zeigen ein hohes Risiko im Konsumverhalten. In solchen Fällen bezeichnet man dieses Verhalten als „Pathologisches Spielverhalten“ (pathological gambling). Es ist ein Störungsbild, das in die internationalen Klassifikationssysteme psychischer Störungen (DSM-IV und ICD-10) integriert ist. Pathologische Spieler sind von einem unwiderstehlichen Drang zum Spielen geplagt. Dies geschieht jedoch nicht aus rationaler Steuerung und in Maßen, sondern ist von Kontrollverlust geprägt.
Klassifikationssysteme psychischer Störungen
DSM-IV, das Diagnostische und Statistische Handbuch psychischer Störungen in der vierten Ausgabe, ist ein Klassifikationssystem für psychische Erkrankungen. Es wurde von der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA) entwickelt. Durch die Bereitstellung einheitlicher Diagnosekriterien ermöglicht das DSM-IV eine effektivere Kommunikation zwischen Fachleuten. Zudem fördert es die Forschung auf dem Gebiet psychischer Störungen. Es ist zu beachten, dass DSM-IV inzwischen vom aktualisierten DSM-5 abgelöst wurde.
ICD-10 steht für „International Classification of Diseases, 10th Revision“ und ist ein weltweit anerkanntes Klassifikationssystem für Krankheiten. Es dient der einheitlichen Erfassung, Analyse und Vergleich von Gesundheitsdaten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte dieses System, das heute in über 100 Ländern Anwendung findet. Es ermöglicht den Austausch von Informationen zwischen Fachleuten und Institutionen. So trägt ICD-10 dazu bei, die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern und die medizinische Forschung voranzutreiben.
Ziele der Therapie bei Spielsucht
Die Behandlung und Therapie von Spielsucht verfolgt mehrere wichtige Ziele, um Betroffenen zu helfen, ein glücksspiel-freies Leben zu führen und ihre Lebensqualität nachhaltig zu verbessern. Dabei stehen sowohl die individuelle Betreuung als auch vielfältige Therapieangebote im Vordergrund. Die folgende Übersicht zeigt die wichtigsten Ziele und Angebote der Therapie:
Ziele der Behandlung:
- Förderung des Selbstwertgefühls und des Selbstvertrauens
- Stärkung sozialer Kompetenzen und Beziehungen
- Erreichen einer langfristigen Freiheit vom Glücksspiel
- Erkennen der Ursachen für das zwanghafte Glücksspielverhalten
- Entdecken von alternativen Lebensmöglichkeiten
- Erlernen konstruktiver Bewältigungsstrategien für unangenehme Emotionen und Beziehungsprobleme
- Verbesserung der Finanzkompetenz und Beginn der Schuldenregulierung
- Unterstützung bei alltäglichen, rechtlichen und beruflichen Herausforderungen
Therapieangebote:
- Nachsorgeprogramme zur Unterstützung nach der Therapie
- Angebote zur beruflichen Reintegration und Weiterbildung
- Betreuung durch ein Team von Fachärzten, psychologischen Therapeuten, Sport-, Ergo- und Soziotherapeuten sowie Sozialarbeitern
- Unterkunftsmöglichkeiten in einer therapeutischen Wohngruppe
- Strukturierter Tagesablauf mit sportlichen Aktivitäten, Bewegung und kreativer Beschäftigung sowie Freizeitunterstützung
- Einzel- und Gruppentherapiesitzungen
- Spezifische Gruppentherapie für Patienten mit ähnlichen Problemen
Wenn die Spielsucht den Alltag bestimmt
Nach verlustreichem Spiel folgt häufig das Bestreben ohne Glücksspiele zu leben, ohne fremde Hilfe scheitern diese Versuche jedoch nach wenigen Tagen oder Wochen. Begleitet werden diese Bestrebungen von Glaubenssätzen wie „Ich kann aufhören, wenn ich es wirklich will“, steht ihnen jedoch wieder ausreichend Geld zur Verfügung, so wird noch exzessiver gespielt. Da das Erleben während eines Spiels im Laufe der Zeit abstumpft, muss die „Dosis“ erhöht werden, sodass pathologische Spieler sehr häufig eine höhere Risikostufe wählen und noch mehr Geld einsetzen.
Wenn die Spielsucht den Alltag bestimmt, leiden Betroffene und ihre Angehörigen erheblich unter den Folgen. Dabei vernachlässigen Spielsüchtige oft ihre sozialen Beziehungen, beruflichen Pflichten und finanziellen Verantwortungen. Infolgedessen verschlechtert sich die Lebensqualität, während die Betroffenen ihre Gedanken fast ausschließlich auf das Glücksspiel richten. Um dieser Situation entgegenzuwirken, ist es entscheidend, Hilfe von Experten in Anspruch zu nehmen. Frühzeitige Intervention und professionelle Unterstützung können helfen, die negativen Auswirkungen der Spielsucht einzudämmen und den Weg zur Genesung zu ebnen.
Was passiert, wenn finanzielle Mittel zur Glücksspielsucht fehlen?
Wenn die finanziellen Mittel zur Glücksspielsucht fehlen, so kommt es zu entzugsähnlichen Symptomen wie zum Beispiel Reizbarkeit und innerer Unruhe, Konzentrations- und Schlafstörungen, Depressionen, Appetitlosigkeit, Schweißausbrüchen sowie Magen- und Kopfschmerzen. Auf Dauer führt ein unkontrolliertes Spielverhalten zu enormen finanziellen Folgeschäden, sodass Kredite aufgenommen oder persönliche Anlagen verkauft werden müssen. Darüber hinaus setzen die Betroffenen sehr häufig auch ihren Beruf aufs Spiel, lügen und handeln gegen das Gesetz, um so zu Geld zu gelangen.
Pathologisches Spielen gehört, da dem Körper keine Substanzen zugeführt werden, zu den so genannten nichtsubstanzgebundenen Abhängigkeiten. Spielen hat jedoch eine ähnliche Wirkung wie die Einnahme von Amphetaminen oder Kokain. Das Hochgefühl wird durch die vermehrte Ausschüttung der Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin ausgelöst. Die biochemische Struktur lässt aber diese Veränderung nicht über einen längeren Zeitraum zu und stellt den ursprünglichen Zustand wieder her. Das Hochgefühl lässt nach und der Betroffene muss das Spielverhalten steigern, was auch als Toleranzsteigerung bezeichnet wird. Sucht bezeichnet demnach „ein unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Erlebniszustand.
Diesem Verlangen werden die Kräfte des Verstandes untergeordnet. Es beeinträchtigt die freie Entfaltung der Persönlichkeit und zerstört die sozialen Bindungen und Chancen des Individuums.“ (Wanke 1985) Empirische Befunde zeigen außerdem ein sehr ähnliches Persönlichkeitsprofil bei Substanzabhängigen und pathologischen Spielern. Viele Spieler weisen darüber hinaus auch häufig eine weitere Abhängigkeit (Medikamente, Alkohol, Essstörungen) auf.
Persönlichkeits- und Angststörungen – die Folgen der Spielsucht
Neben der Substanzabhängigkeit konnten außerdem auch Persönlichkeits- und Angststörungen (Gambino et al. 1993), sowie familiäre Häufungen des pathologischen Glücksspielens (Gambino et al. 1993) in der Spielsucht gefunden werden. Komorbide Störungen können dabei das pathologische Spielen entweder auslösen oder begünstigen, auf der anderen Seite können solche Störungen aber auch die Folge des Spielens darstellen. Unter den Betroffenen befinden sich dabei zwei Drittel Männer und ein Drittel Frauen, allerdings suchen Frauen, die nur unter einer leichten Glücksspielsucht und Spielsucht leiden, sehr häufig auch keine Beratungsstellen auf.
Glücksspielsucht im Internet
Der technologische Fortschritt macht auch beim Glücksspiel im Internet kein halt, somit sind mittlerweile auch diverse Arten von Glücksspiel wie Lotto, Poker, neue Casinos und Sportwetten im Angebot enthalten. Wenn ab 1. Juli 2021 der neue Glücksspielstaatsvertrag in Kraft tritt, werden zwar einige Angebote verschwinden, das Problem aber nicht lösen. Das Gefahrenpotential bleibt weiterhin besonders hoch, da die Angebote rund um die Uhr überall verfügbar sind. Alle seriösen Anbieter stellen daher viele Möglichkeiten wie die Selbstbegrenzung bis hin zum Spielausschluss zur Verfügung.
Die seriösen Anbieter in diesem Bereich achten immer auf die Einhaltung der von den Behörden vorgegebenen Spielsuchtpräventionen. Ein unabhängiger Anbieter hilft bei der Suche nach einem geeigneten Angebot. Zudem wird natürlich auch Hilfe bei der Suche von Beratungsstellen, sowie nützliche Links für Online Hilfe bei Glücksspielsucht, wenn es um das Thema pathologisches Spielen geht, angeboten und ausführlich thematisiert.
Technologische Innovationen bringt Risiken
Technologische Innovationen eröffnen ständig neue Möglichkeiten im Online-Glücksspielbereich, was jedoch auch Risiken mit sich bringt. Um diesen Risiken entgegenzuwirken, setzen sich verantwortungsvolle Anbieter für einen sicheren und transparenten Spielbetrieb ein. Sie informieren ihre Kunden ausführlich über verfügbare Präventionsmaßnahmen und unterstützen sie bei der Identifikation von problematischem Spielverhalten. Darüber hinaus arbeiten sie eng mit Beratungsstellen und Hilfsorganisationen zusammen, um Betroffenen den Zugang zu professioneller Unterstützung zu erleichtern. So fördern sie verantwortungsvolles Spielen und minimieren das Risiko einer Spielsucht.
Krankheit Glücksspielsucht: Kostenübernahme durch Krankenkassen
In Deutschland erkennen sowohl die Rentenversicherungsträger als auch die Krankenkassen die Glücksspielsucht als Krankheit an. Diese Anerkennung hat für Betroffene wichtige sozialrechtliche Folgen. Sie haben einen rechtlichen Anspruch auf ambulante, stationäre und Nachsorge-Leistungen. Diese Leistungen werden von den Rentenversicherungsträgern und Krankenkassen finanziert. Auch Maßnahmen zur beruflichen Rehabilitation, wie Wiedereingliederung und Umschulungen, können übernommen werden.
Erwerbstätige Personen können während ihrer stationären Therapie in der Regel Übergangsgeld beziehen. Mit einer Glücksspielsucht gehen oft andere Störungen einher. Häufig treten depressive Erkrankungen und Angststörungen auf. Auch andere Suchtformen wie Tabakabhängigkeit und erhöhter Alkoholkonsum sind deutlich häufiger.